10. MAI 2025 | 10 BIS 14.30 UHR | FRANKFURTER PRESSECLUB, 60325 FRANKFURT AM MAIN
„Ein stetig gekämmter Igel hat mindestens einen Glatzpunkt.“ Das ist kein Scherz, sondern ein wunderbar schräger Kommentar aus dem Workshop „Prompten statt Texten“ mit Jan Eggers, KI-Koordinator der ARD und Journalist mit Forschergeist. Da Künstliche Intelligenz gerade in einem atemberaubenden Tempo die Medienwelt verändert, hatte der Frankfurter PresseClub am 10. Mai zum ersten praxisnahen KI-Workshop ins Palais Livingston ins Frankfurter Westend eingeladen. Ob man erste KI-Schritte gehen oder bestehende Skills vertiefen wollte – der Workshop sollte Techniken und Denkansätze für den journalistischen Alltag liefern.
Mein Fazit nach einem halben Tag voller Praxis, Irritationen und Aha-Erlebnisse im Frankfurter PresseClub:
- Prompten ist Handwerk, nicht Hokuspokus. Wer bessere Ergebnisse will, muss präzise denken und formulieren. Es braucht Struktur, Ziel und Experimentierfreude.
- KI erzeugt keine Wahrheiten, sondern Text-Vermutungen. ChatGPT ist eine „Text-Vorhersage-Maschine“ – keine Wissensmaschine. Es antwortet so, wie Menschen wahrscheinlich antworten würden. Wahrheitsgehalt? Kritisch prüfen!
- Training ≠ Lernen. KI-Modelle lernen nicht hinzu. Ohne neue Trainingsdaten – keine neuen Fähigkeiten. Was sie kann, ist Ergebnis statistischer Wahrscheinlichkeiten, nicht Erfahrung.
- Zufall ist ein Feature, kein Bug. Dasselbe Prompt kann unterschiedliche Ergebnisse liefern – bei Texten wie bei Bildern. Das ist kein Fehler, sondern macht generative KI erst interessant und kreativ.
- Kritik ist Pflicht. Ob Stereotype in Bildgeneratoren oder falsche Behauptungen in Texten – wer KI nutzt, muss verstehen, was sie kann und was nicht. Technikkompetenz braucht Haltung.
Was haben wir konkret gemacht?
- Zum Start mit dem deutschen Bildgenerator Flux Tiere in Berufsrollen verwandelt (Dachse mit Schreibmaschinen und gestreiften Pyjamas inklusive).
- Erste Prompts entworfen, verglichen, angepasst.
- Die Funktionsweise neuronaler Netze durch die Teachable Machine anschaulich erlebt (Stichwort: Schere, Stein, Papier via Webcam!)
Meine überraschenden Erkenntnisse:
- Viele glauben, sie „trainieren“ ChatGPT – tun sie aber nicht.
- Je menschlicher ein Ergebnis wirkt, desto mehr interpretieren wir Bedeutung hinein – selbst wenn es reiner Zufall ist.
- Auch mit den besten Prompts braucht es Geduld: Die KI versteht nichts, sie berät auch nicht – sie rechnet.
Was bleibt für den Alltag?
KI kann Aufgaben erleichtern: Pressetexte, Reden, Zusammenfassungen. Aber sie kann (noch) nicht denken, nicht fühlen, nicht bewerten. Deshalb bleibt unsere journalistische Verantwortung – sogar umso mehr.
Text: Nina Mülhens
Fotos: Petra Tursky-Hartmann

Foto © Jan Eggers