20. AUGUST | 19.30 UHR | FPC, ULMENSTR. 20, 60325 FRANKFURT
ZU GAST
● Roger Hofmann (Leiter Digital – HIT RADIO FFH)
● Nina Pater (Managerin für medienübergreifenden Journalismus – HR)
● Cai Tore Philippsen (Managing Editor FAZ.NET – F.A.Z.)
MODERATION
● Karsten Frerichs (FPC Vorstandsmitglied)
Die KI ist im Redaktionsalltag angekommen
FAZ, FFH Mediegruppe und HR geben Einblicke in die Anwendungen
Die Künstliche Intelligenz (KI) soll die Arbeit der Journalisten erleichtern und durch die Übernahme von einfachen Verrichtungen mehr Zeit für qualifizierte journalistische Tätigkeiten schaffen. Darin waren sich die Vertreter von FAZ, FFH Mediengruppe und Hessischer Rundfunk einig, als sie auf dem Clubabend einen Einblick über die Arbeit mit KI in ihren Häusern gegeben haben. Die drei Medien-Vertreter erläuterten an dem Abend auch unterschiedliche Herangehensweisen. Roger Hofmann von der FFH Mediengruppe meinte, nützliche Anwendungen würden sich in jedem Fall durchsetzen und erwähnte als Beispiele, das automatische Aussuchen eine Symbolbildes für einen Artikel, Vorschläge für Zwischenüberschriften, das Erstellen von eigenen Fassungen für die Social Media und das Anfertigen eines Artikels aus einer Radioreportage. Nach Darstellung von Nina Pater vom hr hat die öffentlich-rechtliche Anstalt zunächst Richtlinien erarbeitet und konzentriert sich bei der Erprobung von KI nun auf vier Pilotprojekte mit dem Wetterkompetenz-Zentrum, der Hessenschau, der Nachrichtenredaktion und der Grafik, die bis zum Herbst abgeschlossen sein sollen. Für Stimmen will der hr die KI nicht einsetzen, da das Radio ja von den Persönlichkeiten der Moderatorinnen und Moderatoren lebe. Im Gegensatz dazu setzt FFH die KI-Stimme schon nachts bei Wetter- und bei individualisierten Verkehrsmeldungen ein. Allerdings müsse die Sprachplattform ElevenLabs immer wieder nachgeschult werden, da sie sich der Umgebung anpasse und z.B. bei einem Ausrufezeichen den Zuhörer anschreie. Cai Tore Philippsen von der FAZ berichtete, für sein Haus sei ein Auslöser für den KI-Einsatz gewesen, dass zu den häufigsten Abo-Kündigungsgründen Zeitmangel zum Lesen zählte. Daraufhin seien mit Hilfe von KI jeweils Kurzfassungen erstellt worden, die jedoch auch hinter der Bezahlschranke zu finden seien. Derzeit sei es für die Leserinnen und Leser auch noch wichtig, Transparenz zu zeigen und offen zu legen, wenn ein Artikel von der KI erstellt wurde. Die Haltung der journalistischen Kolleginnen und Kollegen in den Redaktionen ist nach Darstellung der Podiumsgäste recht unterschiedlich. Philippsen meinte, die ganz Jungen fragten sofort, wo der Bot sei, während die Älteren eher zu Weltuntergangsszenarien neigten. Eine wichtige Aufgabe sahen aber die drei KI-Verantwortlichen darin, die Redaktionen mitzunehmen und immer wieder Anwendungen zu erläutern und Angebote für Arbeitserleichterungen zu unterbreiten. So gibt es in einigen Redaktionen KI-Verantwortliche, regelmäßige Fortbildungstage zu KI und auch eigene Newsletter zu diesem Thema. Moderator Karsten Frerichs wollte wissen, ob denn in näherer Zukunft nichtmehr die Suchmaschinen, sondern Antwortmaschinen wie etwa Perplexity den Markt dominieren werden. Diese geben schon vollständige Antworten und verlinken nichtmehr auf den Originalartikel. Philippsen sah das für sein Haus als bedrohlich an, da derzeit etwa die Hälfte der Nutzer von FAZ-Net über Google und Soziale Medien komme und dieser Zugang zur FAZ sich gerade verringere. Hofmann meinte, dieser Trend sei nicht aufzuhalten, es sei jedoch eine Frage, ob das Leistungsschutzrecht schnell genug mit dieser Entwicklung mithalte, um eine faire Vergütung zu gewährleisten. Karsten Frerichs stellte zum Abschluss eine neue Qualität des Gesprächs der Medien miteinander fest. Im Gegensatz zu früheren Zeiten werde gemeinsam über die Entwicklung nachgedacht und es entstünden neue Netzwerke. Die Besucher haben spannende Einblicke in die KI-Anwendung in den Medienhäusern erlebt, die jedoch angesichts der schnellen Entwicklung nur eine Momentaufnahme waren.