12 JULI 2022 | 17.30 UHR | BÖRSE FRANKFURT, BÖRSENPLATZ 4, 60313 RANKFURT
GASTGEBER
● Dr. Cord Gebhardt (Stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung der Frankfurter Wertpapierbörse)
● Patrick Kalbhenn (Stellvertretender Konzernsprecher)
Die Krisen verursachen Rückgang der Börsengänge
Der FPC zu Gast im neuen Besucher-Zentrum
Die Deutsche Börse ist eigentlich vor allem Technik. Daher sind inzwischen von den 10.000 Beschäftigten rund achtzig Prozent Techniker. Während in den sechziger Jahren im Zentrum der Stadt am Börsenplatz die Händler ihre Angebote laut in den Saal riefen, finden sich heute in dem großen Saal elektronische Arbeitsplätze und auf der Empore das neu eingerichtete Besucher-Zentrum. Auch wenn die Börse im Jahr 2010 ihren Sitz nach Eschborn verlegt hat, so nutzt sie das traditionsreiche Gebäude, um dort Interesse für ihre Tätigkeit als Anbieter von regulierten Marktplätzen für den Handel mit Wertpapieren zu wecken und das Verständnis dafür zu fördern, wie der stellvertretende Konzernsprecher Patrick Kalbhenn erläuterte. Wegen der Corona-Epidemie war das Besucher-Zentrum über lange Zeit geschlossen und der Frankfurter Presseclub hatte jetzt als eine der ersten Gruppen die Gelegenheit, einen Blick in das umgebaute und modernisierte Innere zu werfen. Wie der stellvertretende Vorsitzende der Geschäftsleitung, Cord Gebhardt, darstellte, bildet der große Saal nach wie vor für zahlreiche Fernsehsender die Kulisse für ihre Börsenberichterstattung. Im Hintergrund ist dann in der Regel die Kurve des Tagesverlaufs des Dax zu sehen. Die ständig klackenden Tafeln mit den Börsenwerten einzelner Unternehmen sind jedoch nur noch ein gepflegtes Relikt aus der Vergangenheit. Die tatsächlichen Marktbewegungen können sie schon lange nichtmehr abbilden, da pro Sekunde derzeit rund 70.000 Transaktionen stattfinden. Gebhardt ging auch auf die Auswirkungen der verschiedenen krisenhaften Entwicklungen wie der Krieg in der Ukraine, die Unterbrechung von Lieferketten und die Inflation ein. Nach seiner Darstellung sind in diesem wirtschaftlichen Umfeld die Börsengänge erheblich zurückgegangen. Gleichzeitig hat jedoch die große Unsicherheit ein sehr hohes Handelsvolumen erzeugt. Auf den Fall Wirecard eingehend erklärte Gebhardt, die Zulassung zur Börse von Unternehmen gebe keinerlei Garantie für deren Seriosität. Bei der Erfüllung formaler Kriterien gebe es ein Recht für Unternehmen an der Börse zugelassen zu werden. Eine Bonitätsprüfung finde von Seiten der Börse nicht statt. Auch wenn die Deutsche Börse derzeit weltweit sich im oberen Viertel bewegt, so sah Gebhardt doch für die Zukunft die große Aufgabe, sich gegenüber den führenden Börsen wie New York, Shanghai, Tokyo und London zu behaupten. Den Mitgliedern wurde an dem Nachmittag von unserem korporativen Mitglied ein spannender Einblick in die Finanzwelt gegeben.