Klimajournalismus – zwischen Haltung und Hysterie: Journalistische Aufbereitung komplexer Themen

05. SEPTEMBER | 19.30 UHR | FRANKFURTER PRESSECLUB, ULMENSTR. 20, 60325 FRANKFURT

ZU GAST
Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese (Direktorin des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums)
Axel Weiss (Diplom-Biologe und Redakteur und Moderator beim SWR)

MODERATION
Dr. Ina Knobloch (Wissenschaftsjournalistin und Vorsitzende des DJV-Frankfurt)

Komplexe Zusammenhänge vermitteln

Die Herausforderungen für den Journalismus bei Klimawandel und Biodiversität

Die öffentliche Diskussion über den Klimawandel beachtet viel zu wenig das Thema der Biodiversität. Denn der Schutz der Biodiversität bestimme letztlich darüber, ob die Menschen auf der Erde überleben könnten. Die Diversität sei der Maschinenraum der Ökosysteme und von ihr hänge eigentlich alles ab, das Essen, das Trinken und die Lebensumstände. Mit dieser These lenkte Katrin Böhning-Gaese, die Leiterin des Senckenberg-Forschungszentrums für Biodiversität und Klima, den Fokus der aktuellen Diskussion auf einen bisher wenig beachteten Aspekt. Axel Weiss, der in der ARD die erste regelmäßige Klimasendung „KlimaZeit“ leitet, ergänzte, Biodiversität komme zwar immer mal in der Berichterstattung vor, sei aber in der Breite ein Nischenthema geblieben. Die Problematik sei für viele Medienkonsumenten noch recht abstrakt. Bei der Vermittlung gebe es deutlich Luft nach oben. Schließlich helfe die Artenvielfalt auch dem Klima. Moderatorin Ina Knobloch wollte wissen, ob denn der Erhalt von Mooren als CO2-Speicher wichtiger sei als das Thema Waldsterben. Böhning-Gaese erläuterte, die Moore nähmen zwar nur eine geringe Fläche ein, würden aber im Falle der Trockenlegung sehr intensiv CO2 von sich geben. Weiß meinte, die Kontroverse Wald gegen Moor sei eine typische Mediengeschichte. Für ihn als Journalisten stelle sich stets die Frage, wie man Aufmerksamkeit für die wichtigen Themen erreichen könne, ohne gleich marktschreierisch zu werden und damit oft falsche Akzente zu setzen. Es fehle bei dem Thema Artenschwund an der unmittelbaren Betroffenheit. Das Meer werde zum Beispiel identifiziert mit Urlaub und im negativen Fall mit Plastikmüll. Böhning-Gaese sah allerdings das größte Problem im Fischfang. Der Plastikmüll spiele für den Verlust der Artenvielfalt kaum eine Rolle. Ina Knobloch kam mit diesem Stichwort auf das Thema Ernährung zu sprechen und wollte wissen, ob denn die Redaktionen angefeindet würden, wenn sie die Zusammenhänge zwischen Ernährung und Umweltschutz aufzeigten. Das konnte Weiß verneinen. Er und seine Kollegen seien nicht mit dem Zeigefinger unterwegs. Sie erläuterten lediglich Zusammenhänge, die dann die Zuschauer und Zuhörer bewerten müssten. Es sei nicht schön, wie langsam sich das Bewusstsein entwickele, aber die Sachverhalte seien eben auch recht komplex. Gegen Ende der Diskussion gab Böhning-Gaese noch einen Ausblick: Derzeit seien rund eine Million Arten vom Aussterben bedroht, aber noch könnten sie gerettet und das Ruder herumgerissen werden. Das sei wissenschaftlich belegt. Die schwierige Aufgabe für den Journalismus formulierte abschließend noch einmal Ina Knobloch. Zum Aufhalten des Klimawandels und zur Rettung der Biodiversität gebe es nicht die eine große Lösung. Insofern müssten die Redaktionen weiterhin die komplizierten Zusammenhänge vermitteln, um bei den Menschen eine Bewusstseinsänderung auch im Hinblick auf das eigene Verhalten zu erreichen. Die Teilnehmer des Clubabends erlebten ein sehr anregendes Gespräch, das den Blick auf oft unterwertete Aspekte in der Berichterstattung lenkte.

Aufzeichnung der Veranstaltung auf unserem YouTube-Kanal

In Kooperation mit dem

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Katrin Böhning-Gaese
Foto © Peter Kiefer
Axel Weiss
Foto © Simon Zimbardo

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