Wordpress Titelbild FPC Clubabend Krupp

Bilanz der Strukturreform des hr und Ausblick – Intendant Manfred Krupp zu Gast

25. Januar 2021 | 19.30 Uhr | ONLINE BEI ZOOM

Zu Gast
Manfred Krupp (Intendant des hr)

Moderation
Karsten Frerichs (FPC Vorstandsmitglied)

Unterhaltung kann auch bilden

hr-Intendant Manfred Krupp über die öffentlich-rechtlichen Anstalten

Eine Lanze für Unterhaltungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk hat hr-Intendant Manfred Krupp auf dem Online-Clubabend des FPC gebrochen. Allerdings müssten Unterhaltungssendungen ebenfalls die Werte der öffentlichen Anstalten abbilden. Neid, Missgunst und Schadenfreude hätten da keinen Platz. Als positives Beispiel führte der Intendant die Serie Lindenstraße an, die auch Homophobie und Ausländerfeindlichkeit thematisiert habe. Krupp formulierte den Auftrag an die Öffentlich-Rechtlichen: bilden, informieren und unterhalten, wobei letzteres auch oft zur Bildung beitrage. Denn Bildung erreiche man nicht nur über den Intellekt, sondern auch über Emotionen. In den 38 Jahren, die Krupp für den hr gearbeitet hat, hat sich dieser nach seinen Worten grundlegend gewandelt von einem reinen Sender zu einem Kommunikationsunternehmen, das sich mit seinen Nutzerinnen und Nutzern auf sehr unterschiedlichen Kanälen in ständigem Austausch befindet. Um dem Integrationsauftrag gerecht zu werden, sei es wichtig, andere Plattformen zu nutzen – wie z.B. TikTok -, um auch diejenigen zu erreichen, die sich von den linearen Angeboten längste verabschiedet haben. Eine Schwierigkeit bestehe jedoch darin, dass gerade bei dem jüngeren Publikum oft sehr spitze Zielgruppen definiert werden müssten, was natürlich einen erhöhten Aufwand bedeute. Insofern sei die große Herausforderung des Senders für die nächsten Jahre, solche Angebote weiter zu entwickeln, die älteren Konsumenten ebenfalls zu bedienen und dabei finanziell noch „atmungsfähig“ zu bleiben. Moderator Karsten Frerichs wollte wissen, ob die einzelnen Landessender denn heute noch wirtschaftlich zu führen seien. Dies sei nur möglich, wenn zahlreiche Kooperationen eingegangen würden, meinte Krupp. So habe der hr mit dem Wetterkompetenzzentrum und der Wirtschaftsberichterstattung zwei große Themen, mit denen er die ARD beliefere. Aber auch in der Verwaltung gäbe es solche Arbeitsteilungen, so werde die Gehaltsabrechnung für alle Sender ebenfalls zentralisiert. Zusammenarbeit gebe es auch mit dem ZDF, für das der hr Bühnentechnik liefere. Die Pandemie habe ihn schon sehr beeinträchtigt, da er den direkten Austausch und den Kontakt zu Menschen brauche. Der Sender habe aber sehr strikte Regeln aufstellen müssen, da bei vermehrten Krankheitsfällen die Sendefähigkeit schnell gefährdet sei. Als anstrengend für alle sah er die lautstarken Anfeindungen durch Impfgegner an. Die Redakteurinnen und Redakteure hätten da viel Rückendeckung benötigt. Der Intendant warnte aber davor, andere gesellschaftliche Meinungen zu stigmatisieren oder zu schnell zu etikettieren. Zudem dürfe sich die Berichterstattung auch mit keiner Sache gemein machen, auch nicht mit einer guten. Für seine Zeit im Ruhestand wollte der Ende Februar scheidende Intendant keine Prognose abgegeben. Ihm sei lediglich klar, dass es ihm nicht wichtig sei, im Rampenlicht zu stehen. Aber was für ihn dann wichtig sei, das wolle er erst noch entdecken und erkunden. Manfred Krupp hat während dieses Clubabends einen spannenden Überblick über das sich schnell wandelnde System der öffentlich-rechtlichen Anstalten gegeben.

In Kooperation mit

Manfred Krupp
© HR/Ben Knabe
Karsten Frerichs
© Barbara Walzer

Aufzeichnung der Veranstaltung auf unserem YouTube-Kanal

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