Welchen Einfluss haben die Mediendienste?

19. Januar 2021 | 19.30 Uhr | ONLINE BEI ZOOM

Zu Gast
Peter Turi (Gründer und Geschäftsführer der turi2 GmbH)
Stefan Winterbauer (Chefredakteur bei MEEDIA)

Moderation
Nina Mülhens (FPC Vorstandsmitglied)

Fluchtmutante und Fachmedium

Clubabend über die Publikationen turi2 und Meedia

Obwohl sie zwei sehr unterschiedliche Medien vertreten, haben die Gäste des FPC-Clubabends Peter Turi und Stefan Winterbauer eine Gemeinsamkeit: sie haben beide einmal bei dem seinerzeit sehr exklusiven Branchendienst Kress-Report gearbeitet. Heute verfolgen sie mit ihren Publikationen unterschiedliche Ziele und Strategien. Peter Turi hat das Selbstverständnis seines zweimal täglich erscheinenden Newsletters turi2 als Branchendienst aufgegeben. Als die großen Medien aufhörten Anzeigen bei ihm zu schalten, orientierte er sich um zu einem Informationsdienst für die Elite, d.h. leitende Personen, die wenig Zeit haben, sollen innerhalb sehr kurzer Zeit einen Überblick bekommen. Nach wie vor spielen Medienthemen eine große Rolle, aber andere wichtige Ereignisse, wie z.B. Corona, kommen ebenfalls vor. Er setzt auf Reichweite des Newsletters und will seiner rund 20.000 Abonnenten zählenden Community eine Bühne bieten. Pointiert bezeichnet Turi seine Publikation als Fluchtmutante, die für die Gesellschaft gemacht werde und nicht für eine Medien-Bubble. Ein ganz anderes Herangehen zeigt Stefan Winterbauer, Chefredakteur des Branchendienstes Meedia. Er legt den Fokus auf innovative Problemlösungen in der Branche. Meedia, versteht sich daher mehr als Fachmedium, das inzwischen auch wöchentlich als Printausgabe erscheint. Im Gegensatz zu turi2 hat Meedia mittlerweile eine Paywall eingeführt und möchte vor allem die Abonnentenzahlen vergrößern. Allerdings sei der Start des wöchentlichen Heftes zu Beginn von Corona denkbar ungünstig gewesen, meinte Winterbauer. Die ursprünglich das Produkt begleitenden Maßnahmen, wie Sonderaktionen, Seminare und Kongresse, seien der Pandemie zum Opfer gefallen. Dennoch wachse die Abonnentenzahl, wenn auch nur langsam. Die Qualität werde sich auf Dauer auszahlen, hoffte er. Peter Turi zeigte zwar Bewunderung für den Meedia-Verleger Timo Busch und vor allem sein Durchhaltevermögen, sah aber für das Printprodukt keine Zukunft. Da der Markt schrumpfe, hätten sich große Verlage in den vergangenen Jahren aus dem Geschäft der Mediendienste zurückgezogen und etablierte Publikationen wie WMV und Horizont hätten ihre Erscheinungsweise verringert. Auf die Frage von Moderatorin Nina Mülhens, wie die Themenauswahl stattfinde, räumen beide Gäste den Klick-Zahlen nur eine bedingte Bedeutung bei. Peter Turi erläuterte, seine Redaktion wisse schon ganz gut, was die Leser interessiere. Und wichtig sei es immer wieder, die Community zu bedienen, also über Menschen zu berichten, die bekannt seien. Stefan Winterbauer beschrieb Meedia mehr als ein Fachmedium für innovative Lösungen, das sich vor allem an einer wertigen Zielgruppe orientiere. Die Redaktion müsste frühzeitig Themen der Kommunikationsbranche aufspüren und auf die Tagesordnung bringen. Für die Zukunft sei noch eine Schärfung des Profils einzelner Fachredakteure geplant, von denen dann z.B. einer vor allem für Big Tech, also die größten Technologieunternehmen, zuständig sei und ein anderer für Marketing und Technologie. Gegen Ende der Veranstaltung wurde im Chat noch die Frage nach dem gesellschaftlichen Anspruch gestellt. Turi sagte, eine bessere Kommunikation trage auch zu einer besseren Gesellschaft bei, Vielfalt müsse erhalten bleiben und es dürfe keine Cancel Culture geben. Winterbauer will mit seinem Dienst vor allem den Dialog in der Branche aufrechterhalten. Der viel zu kurze Abend hat den Zuschauern eine Reihe von interessanten Einblicken in den Wandel der Medienbranche gegeben.

In Kooperation mit

Peter Turi
© Selina Pfrüner
Stefan Winterbauer
Nina Mülhens
© Barbara Walzer

Aufzeichnung der Veranstaltung auf unserem YouTube-Kanal

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