Der kritische Diskurs – Journalistische Verantwortung gegenüber Kreativen

27. FEBRUAR | 19.30 UHR | IM FPC, ULMENSTR. 20, 60325 FRANKFURT UND ALS LIVESTREAM AUF YOUTUBE

ZU GAST
Prof. em. Dr. Uta Brandes (Autorin und Designforscherin)
Eva-Maria Magel (Leiterin des Kulturressorts der Rhein-Main-Zeitung)
Thomas Edelmann (Journalist, Autor und Kurator)

MODERATION
Anna Moldenhauer (FPC Vorstandsmitglied)

Professioneller Umgang und mehr Rationalität

Clubabend über journalistische Verantwortung im kreativen Bereich

Die Berichterstattung der Medien werde von Künstlern überwiegend positiv aufgenommen. Auf dem FPC-Clubabend über die journalistische Verantwortung gegenüber den Kreativen erläuterte Eva-Maria Magel von der FAZ, dass die Kritikerinnen und Kritiker in der Regel mit den Kreativen sorgsam umgingen. Diese nähmen andererseits auch kritische Äußerungen der Rezensenten normalerweise professionell auf. Überreaktionen wie seinerzeit die handgreifliche Attacke des Ballettdirektors der Staatsoper Hannover gegen eine Journalistin kämen nicht häufig vor und zeigten mangelnde Souveränität. Die Designforscherin Uta Brandes beurteilte die Aktion ebenfalls als schrecklich und nicht akzeptabel, allerdings habe sie gezeigt, dass die Kritik auch etwas bewirkt habe. Der Journalist und Kurator Thomas Edelmann hob hervor, kritische Beiträge von ihm seien oft konstruktiv aufgenommen worden, so habe er unter anderem auch vor einigen Jahren eine größere Diskussion über Design-Ausbildung angestoßen. Allerdings beobachtet er mit Sorge, wie sich Grenzüberschreitungen, die sich in anderen Sphären der Gesellschaft ausgebreitet hätten, auch in der Kultur etablieren. Er fand es unmöglich, dass ein Komponist ein Konzert nicht beginnen wollte, bevor nicht ein ganz bestimmter Kritiker den Raum verlassen habe. Doch Reaktionen auf die Berichterstattung gibt es auch von Seiten des Publikums. So berichtete Eva-Maria Magel, negative Rezensionen ihrerseits würden in sogenannten Sozialen Medien häufig sehr verstärkt. Allerdings gebe es auch die Erfahrung einer Debatte, bei der manchmal etwas Gutes herauskomme. Sie wollte Kultur-Kritik nicht nur negativ verstanden wissen, sondern unterstrich auch die positive Funktion, eben zu vermitteln, dass etwas lesenswert oder sehenswert ist. Moderatorin Anna Moldenhauer fragte nach den Interessenskonflikten, in denen sich Journalistinnen und Journalisten bewegen, also Abhängigkeit von Anzeigenkunden, Einladungen zu Reisen, zu Events oder auch Zusammenarbeit mit einem Museum als Kurator. Eva-Maria Magel berichtete, schon früh gelernt zu haben, dass man nach der Premiere nicht denen zuprostet, über die man dann am nächsten Tag schreibt. Normal sei es, dass – wenn man so viel Zeit im Kunstbetrieb verbringt – sich auch mit einigen Protagonisten anfreunde. Allerdings müsse man früh lernen, wo man dann auch den Schnitt mache. Das gemeinsame Abhängen sei schon sehr retro. Abschließend wollte Anna Moldenhauer von den Gästen wissen, was der kritische Diskurs in den kreativen Disziplinen brauche. Uta Brandes formulierte, es benötige etwas Kämpferisches ohne wüst zu werden, Ehrlichkeit, Respekt und ein Standing um gegenüber anderen zu bestehen. Thomas Edelmann sah die Aufgabe darin, neue Formen und neue Foren zu entwickeln für die unterschiedlichen Arten von Kritik. Eva-Maria Magel wünschte sich mehr kluge, kühle Köpfe, da derzeit die Emotion oft die Rationalität dominiere.

Aufzeichnung der Veranstaltung auf unserem YouTube-Kanal

Dr. Uta Brandes
Foto © Ute Vogel
Eva-Maria Magel
Foto © Frank Röth / F.A.Z.
Thomas Edelmann

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