17. APRIL | 19.30 UHR | FPC, ULMENSTR. 20, 60325 FRANKFURT
ZU GAST
● Volker Breid (Geschäftsführer der Frankfurter Allgemeinen Zeitung GmbH und der Frankfurter Societät GmbH)
● Max Rempel (Geschäftsführer der Frankfurter Rundschau und der Frankfurter Societäts-Medien GmbH)
MODERATION
● Karsten Frerichs (FPC Vorstandsmitglied)
Die Logistik bestimmt den Redaktionsschluss
Die Folgen des Druckereisterbens für die Zeitungen
Das Druckereisterben und die dadurch ausgelösten längeren Transportwege der Zeitungen haben nach Darstellung von Volker Breid, Geschäftsführer der FAZ, einen Kulturwandel in den Verlagshäusern ausgelöst. Früher hätten die Redaktionen aus ihren Notwendigkeiten heraus bestimmt, wann die Ausgabe noch aktualisiert werden müsse und der Verlag habe versucht dies umzusetzen. Jetzt dagegen würden die Zeiten des Redaktionsschlusses von den logistischen Aspekten her bestimmt. Wegen längerer Transportwege müsste die Zeitung früher gedruckt und an die Verteilerorganisation angeliefert werden. Das bringe es mit sich, dass späte Fußballergebnisse oder auch Pressekonferenzen in den USA häufig erst einen Tag später den Weg in die Zeitung fänden. Max Rempel, Geschäftsführer der Frankfurter Societäts-Medien GmbH, meinte, zu dem Austragen der Zeitung am frühen Morgen gebe es keine Alternative, sie müsse zum Frühstück auf dem Tische liegen. Die Leser forderten das ein. Angesichts der elektronischen Medien liege der Mehrwert der gedruckten Zeitung immer weniger in der Aktualität. Daher müssten die Redaktionen umdenken und neue Konzepte entwickeln. Breid ergänzte, sein Haus sei mit der Sonntagszeitung schon in diese Richtung gegangen. Wegen der hohen Zustellkosten werde sie schon seit einiger Zeit zusammen mit der Samstagsausgabe ausgetragen, weshalb sie natürlich auch im Gegensatz zu früher keine aktuellen Meldungen von Samstag mehr habe. Moderator Karsten Frerichs wollte wissen, was nach der Schließung der Frankfurter Societäts-Druckerei in Mörfelden am Ende des Jahres mit dem Grundstück geschehe. Rempel erläuterte, die Einstellung der modernsten und größten Druckerei sei aus wirtschaftlichen Erwägungen notwendig. Ursprünglich sei der Betrieb ausgerichtet an der Verarbeitung von rund 100.000 Tonnen Papier im Jahr, derzeit würden jedoch nur noch 20.000 Tonnen bearbeitet. Für die aktuelle Nachfrage nach Druckerzeugnissen sei sie überdimensioniert und wegen der großen Hallen und der langen Transportwege im Haus wirtschaftlich nicht mehr zu betreiben. Den rund 150 Mitarbeitern habe man dies schon frühzeitig angekündigt. Rempel bekannte sich aber zu den gedruckten Zeitungen und sagte, sein Haus sei nicht mit der Parole digital only unterwegs. Vielmehr ließe sich mit Print noch gutes Geld verdienen. Aus diesem Grund habe der Verlag auch einen höheren zweistelligen Millionenbetrag in den Ausbau von Druckereistandorten investiert. Für die Frankfurter Rundschau und die Frankfurter Neue Presse kündigte er für den 2. Januar 2025 die Umstellung auf das Berliner Format an. Für die FR habe das den Vorteil, dass sie wieder in Bücher untergliedert werden könne, die morgens beim Frühstück unter der Familie aufgeteilt würden. Die FNP werde durch die Verkleinerung des Formats zusätzliche Seiten erhalten, damit der Platz für die Redaktion in etwa gleich bleibe. Der Lokalteil werde von der Umstellung sogar profitieren. Auf die Frage von Frerichs nach den Hoffnungen auf die von der Bundesregierung erwogene Zustellförderung gaben sich beide Podiumsgäste pessimistisch und hegten wenig Erwartungen an dieses Vorhaben. Allerdings meinten beide Geschäftsführer, im Kern sei es die Aufgabe der Verlage ihre Geschäftsmodelle jeweils der aktuellen Lage anzupassen und nicht auf Subventionen zu hoffen. Ein Ende der gedruckten Zeitung innerhalb der nächsten zehn Jahre wollte sowohl Breid als auch Rempel ausschließen. Die Gäste des Abends bekamen durch das Podiumsgespräch einen guten Einblick in den aktuellen Umbruch der Zeitungswelt.