Demokratische Werte im Netz stärken – Wie kann eine digitale Ethik entstehen?

15. FEBRUAR | 19.30 UHR | ONLINE BEI ZOOM

ZU GAST
 Anna-Lena von Hodenberg (Journalistin, Gründungsgeschäftsführerin von HateAid)
 Roger Basler de Roca (Buchautor, Top100 Speaker und KI Trainer)

MODERATION
Nina Mülhens (FPC-Vorstandsmitglied)

Zivilcourage und klare Regelwerke

Clubabend über die digitale Ethik

Der digitale Raum muss zurückerobert werden als ein Ort, an dem wie in der analogen Welt Recht und Gesetz und besonders die Menschrechte gelten. Darüber war sich das Podium bei dem FPC-Clubabend im Online-Format einig. Die Bestandsaufnahme über das Verhalten im Netz fiel ernüchternd aus. Einer Studie zufolge wehren sich nur 5 Prozent der Nutzer, wenn gegen sie Straftaten verübt wurden. Anzeigen würden von der Polizei bagatellisiert und selbst ein Jurist wurde zitiert, man müsse sich mit den ungesetzlichen Zuständen im Netz abfinden. Viele Menschen hätten inzwischen im Digitalen daher das Vertrauen in den Rechtsstaat verloren. Anna-Lena von Hodenberg, Journalistin und Gründerin von Hate Aid, formulierte, aufgrund der schnellen technischen Entwicklung fehle den Menschen das Bewusstsein, auch im digitalen Raum ein verantwortungsvoller Bürger zu sein. Bedingt durch die Anonymität würden Menschen dort Dinge tun, die sie in der analogen Welt nie tun würden, weil ihnen klar sei, dass die Mitbürger das nicht akzeptierten. Auf der anderen Seite sei auch im Netz Zivilcourage notwendig, d.h. die Nutzer sollten hinsehen, wo Straftaten geschehen und diese auch anzeigen. Als eine wesentliche Ursache der Zustände in den Sozialen Medien wurde das Streben der großen Plattformen nach maximalen Gewinnen angeführt. Diese seien nur durch hohe Nutzerzahlen zu erreichen. Die Nutzer jedoch kommen, wenn die Plattform ständig mit Reizthemen Aufmerksamkeit erzeugt, weshalb diese Themen durch die Algorithmen immer wieder nach oben transportiert werden. Roger Basler de Roca, Digital-Unternehmer und Buchautor, sah auch bei den Medien eine Mitschuld, da sie zu Beginn der Entwicklung kostenlos Informationen ins Netz gestellt und nicht gegenüber den amerikanischen Plattformen eigene Netzwerke aufgebaut hätten. Anna-Lena von Hodenberg machte für den schlechten Zustand des Digitalen verantwortlich die Plattformen, die Nutzer selber, aber auch die Politik, die es bisher versäumt habe, klare Regelwerke aufzustellen und Rahmenbedingungen für eine Ethik im Netz zu schaffen. Moderatorin Nina Mülhens wollte wissen, ob die Künstliche Intelligenz die negative Entwicklung nicht noch verstärken werde. Roger Basler de Roca sah das nicht unbedingt so. Die KI sei lediglich ein Werkzeug, das zerstören aber auch Kunstwerke erschaffen könne, wie etwa Hammer und Meißel. Allerdings sei vielen eben nicht bewusst, dass sie mit diesem Werkzeug kritisch umgehen und Resultate auch hinterfragen müssten. Und die Fähigkeit seriöse Nachrichten von Lügen zu unterscheiden, sei nicht immer gegeben. Anna-Lena von Hodenberg meinte, die Entwicklungen von KI und von ChatGPT befänden sich erst noch am Anfang. Sie fragte, ob die Gesellschaft nicht aus den Fehlern der großen Revolution gelernt habe, die das Smartphone gebracht habe. Schon jetzt müssten die Risiken definiert und das Design der Produkte nach einer digitalen Ethik gestaltet werden. Nach ihrer Auffassung sind Soziale Netzwerke erforderlich, die nicht auf Reichweite aus sind, sondern faktenbasiert. Die Seriosität belohnen, wie das früher bei Twitter der Fall war, als kontinuierlich interessante Nachrichten mit einem wachsenden Stamm von Followern belohnt wurden. Als Bausteine auf dem Weg zu einer digitalen Ethik sah von Hodenberg unter anderem Schulung in der Erwachsenenbildung, von Lehrern und Schülern im Umgang mit den Sozialen Medien. Von den Medien erwartete sie einen investigativen Digital-Journalismus, der immer wieder analysiert, woher welche Hasskampagnen kommen. Nach ihren Wünschen für die digitale Ethik angesprochen gaben die Podiumsgäste übereinstimmend an, einen digitalen Raum, in dem im offenen Diskurs nach den besten Lösungen gesucht wird, in dem sich Kinder aufhalten und in dem nicht durch süchtig machende Reize ständig verführt wird. Das spannende Thema des Abends wird den FPC sicherlich noch weiterhin begleiten.

Aufzeichnung der Veranstaltung auf unserem YouTube-Kanal

In Kooperation mit:

Anna-Lena von Hodenberg
Foto © HateAid
Roger Basler de Roca

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