28 FEBRUAR 2022 | 19.30 UHR | ONLINE BEI ZOOM
ZU GAST
● Sven Gösmann (Chefredakteur der Deutschen Presse-Agentur – dpa)
MODERATION
● Carsten Knop (Vizepräsident des FPC)
dpa-Tochter kuratiert Facebook-News
Chefredakteur Sven Gösmann zu Gast beim Online-Clubabend
Der Krieg in der Ukraine bringt auch für Journalisten neue Herausforderungen. dpa-Chefredakteur Sven Gösmann erläuterte, dieser Krieg finde medial live statt, es werde ständig von vielen Orten und von allen Seiten über die Sozialen Medien berichtet. Es sei eine recht schwierige journalistische Aufgabe, diese Flut von Informationen sorgfältig zu überprüfen und zu filtern. Die Videos oder Textnachrichten enthielten sowohl Fake-News als auch wichtige Dokumente der Zeitgeschichte. Dem Präsidenten der Ukraine Wolodymyr Selenskyi bescheinigte der Chefredakteur, die Bedeutung und die Möglichkeiten der Sozialen Medien gut erkannt zu haben und zu nutzen. Moderator Carsten Knop hatte zuvor darauf hingewiesen, die schnellen Entscheidungen des Westens seien wesentlich auf die mediale Präsenz von Selenskyi zurückzuführen gewesen. Nach der aktuellen Einleitung zu dem derzeit brennenden Geschehen widmete sich der Clubabend dem eigentlichen Thema, der Kuratierung des noch nicht sehr verbreiteten News-Kanals von Facebook durch die dpa-Tochter dpa-infocom. Bisher hatte die Kuratierung die Springer-Tochter Upday geleistet, was jedoch direkte Wettbewerber auf dem Zeitungsmarkt als nicht sehr glücklich beurteilt haben. Carsten Knop merkte kritisch an, die Desinformation auf den Facebook-Kanälen und der Imageschaden für den Meta-Konzern werde nun zum Geschäftsmodell für dpa. Gösmann verwies dem gegenüber auf eine reguläre Ausschreibung für diese Tätigkeit, die dpa gewonnen habe. Abgesehen davon sei es auch sinnvoll, dass das Gemeinschaftsunternehmen der deutschen Medien als neutrale Instanz diese Aufgabe übernehme. Von April an die wird dpa-Tochter mit einem aus 15 Köpfen bestehenden Team die Kuratierung übernehmen. Die Kriterien für die Auswahl der Meldungen gibt Facebook als Auftraggeber vor. Da dpa schon jetzt für Facebook Faktenchecks durchführt, wollte Carsten Knop wissen, ob dies auch als Geschäftsmodell für die Bearbeitung von zahlreichen Lesermeinungen bei anderen Medien dienen könne. Gösmann schätzte das allerdings für sein Unternehmen als wirtschaftlich nicht sinnvoll ein. Der Chefredakteur warb dafür, dass sich die Redaktionen insgesamt neu aufstellen müssten. Wenn der Dialog mit den Mediennutzern gewünscht sei, müsse man ihn auch pflegen. Geschehe dies nicht, bestehe die Gefahr, dass die Menschen den seriösen Medien nicht mehr vertrauten, sich in ihre Bubble zurückzögen und dann auch nichtmehr erreichbar seien. Auf die Frage nach der Auswahl der Themen bei Facebook-News meinte Gösmann, dies sei noch ein Lernprozess. Natürlich müsste auch der Aspekt der Unterhaltung vorkommen und wie insgesamt in den Sozialen Netzwerken spielten auch Algorithmen eine Rolle bei der Auswahl.
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