Wie bekommt das Duschgel die Note „gut“? Blick hinter die Kulissen von Öko-Test

05. MÄRZ | 19.30 UHR | FPC, ULMENSTR. 20, 60325 FRANKFURT

ZU GAST
Kerstin Scheidecker (Chefredakteurin Öko-Test Magazin)
Dr. Jürgen Steinert (stellvertretender Chefredakteur Öko-Test Magazin)

MODERATION
● Michaela Schmehl (FPC Vorstandsmitglied)

Aufklären statt des mahnenden Zeigefingers

Öko-Test zu Gast im Presseclub

Den Alltag zu entgiften, so formulierte Kerstin Scheidecker, langjährige Redakteurin des Magazins Öko-Test ihre Aufgabe. In den vergangenen Jahrzehnten sei schon sehr viel erreicht worden, dass Produkte weniger Giftstoffe enthielten als in früheren Zeiten. Seit seiner Gründung im Jahr 1985 hat das Magazin über 100.000 Produkte getestet. Aber die positive Entwicklung sei auch auf das Engagement von NGOs und auf verschärfte Gesetzgebung zurückzuführen. Bei der Auswahl der Produkte konzentriert sich Öko-Test vor allem auf Lebensmittel, Kosmetika und Spielzeug, also Dinge, die für das alltägliche Leben viel gekauft werden. Die gesetzlichen Grenzwerte seien oft das Ergebnis von politischen Kompromissen und reichten daher nicht immer aus. Ihr Kollege der promovierte Lebensmittelchemiker Jürgen Steinert beschrieb, wie zu Beginn eines Tests zunächst ein Analyseplan aufgestellt wird, dann das Produkt gekauft und an jeweils auf die fraglichen Stoffe spezialisierten Labore zur Untersuchung gegeben wird. Bei der Auswahl der Labore werde auf deren Unabhängigkeit geachtet. Daher komme es auch vor, dass ein Labor wegen eines möglichen Interessenskonflikts nicht infrage komme. Die Testergebnisse sowie die Untersuchungsmethode würden dann den Unternehmen mitgeteilt. Die Reaktionen darauf seien sehr unterschiedlich und reichten von dem Einleiten von Verbessrungen über Bestreiten der Befunde, Gegengutachten bis zur Androhung juristischer Schritte. Kerstin Scheidecker hob hervor, dass es für jedes Unternehmen eine zweite Chance gebe. Würden Verbesserungen angekündigt, werde das Produkt wieder getestet und erhalte dann oft eine bessere Bewertung. Als eine wichtige Zielgruppe beschrieb die Redakteurin die Eltern. Auf sich selbst bezogen seien Erwachsene oft etwas sorglos mit dem Argument, dass hätten sie schon seit Jahrzehnten gegessen und es hätte ihnen nicht geschadet. Aber in der Verantwortung für die Kinder reagierten sie dann ganz anders und setzten sich mit den möglichen Folgen von Schadstoffen auseinander. Scheidecker beschrieb auch, dass es dem Magazin nicht nur auf die unmittelbare Schädlichkeit von Produkten ankomme, sondern auch um die Hintergründe ihrer Produktion. So gehörte z.B. zur Analyse eines Orangensafts auch die Geschichte, woher die Orangen kommen, wie die Arbeitsbedingungen dort und wie die Transportwege sind. Man setze sich eben auch für nachhaltige Produktion ein. Das Magazin erhebe allerdings keinen mahnenden Zeigefinger, sondern kläre nur auf. Als einen schwierigen Grenzpfad bezeichnete Steinert die Einordnung des Gefährdungspotentials. Auf der einen Seite wolle man keine Panik machen, auf der anderen Seite aber auch nicht verharmlosen. Es sei schwierig die Gefährdung durch Schadstoffe präzise zu beschreiben. Zum Abschluss fragte Moderatorin Michaela Schmehl nach den Wünschen der beiden Gäste. Jürgen Steinert hoffte auf noch mehr Aufmerksamkeit für diese Themen und Kerstin Scheidecker wünschte sich, dass Themen wie Nachhaltigkeit und Ökologie wieder ein besseres Image hätten, mehr sexy wären als derzeit.

Aufzeichnung der Veranstaltung auf unserem YouTube-Kanal

Kerstin Scheidecker
Foto © Öko-Test
Dr. Jürgen Steinert
Foto © Anja Waegele

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