Fortbildungsreise zu DW und RTL – Cyberattacken und Umwälzungen im Fernsehmarkt

25 JULI 2022 | CA. 7 BIS 19 UHR | DEUTSCHE WELLE, BONN UND RTL, KÖLN

GASTGEBER*INNEN
Christoph Jumpelt (Corporate Spokesperson – Deutsche Welle)
Ingo Mannteufel (Leiter IT- und Cybersecurity / Internet Freedom – Deutsche Welle)
Frauke Neeb (Programmdirektorin RTL+)
Patrick Ottone (VP Product Strategy & Partnerships im Bereich RTL+)

Zensurumgehung der DW / neue Strategie bei RTL+

Fortbildungsreise zur Deutschen Welle und zu RTL

Der Kernauftrag der Deutschen Welle, weltweit Menschen Zugang zu freien Informationen zu verhelfen, stößt bei vielen diktatorischen und autokratischen Regimes auf erheblichen Widerstand. Mit polizeilichen und technischen Zensuren versuchen diese Länder die Information und Meinungsbildung der Bevölkerung zu steuern. Wie die Deutsche Welle diese Maßnahmen zu umgehen versucht, erfuhren die Teilnehmer der ganztätigen Fortbildungsreise nach Bonn und Köln. Nach der coronabedingten langen Pause dieses Formats konnte der FPC nun endlich wieder eine Reise anbieten. Die Erfolge der Zensurumgehung sind je nach Land sehr unterschiedlich und hängen unter anderem von der Struktur des Netzes und von der Internetaffinität insbesondere der jüngeren Bevölkerung ab. Der Pressesprecher des Medienhauses Christoph Jumpelt und der Leiter der Abteilung Cybersecurity Ingo Mannteufel konnten aus Russland einen Erfolg vermelden: Seitdem das Putin-Regime die Seiten der Deutschen Welle gesperrt hat, sind deutlich mehr Nutzer zu verzeichnen. Der Einsatz der aus Kanada stammenden freien Software Psiphon ist dabei ein sehr hilfreiches Instrument. Recht schwierig ist nach Aussage von Jumpelt die Lage in Belaruss, da zu den rabiaten Polizeimethoden zählt, Passanten auf der Straße anzuhalten und das Handy zu kontrollieren. Allein schon das Logo der Deutschen Welle in einer Nachricht zu haben, ist strafbar. Ganz anders sieht es wiederum in China aus. Mannteufel erläuterte, das Netz in China sei von Anfang an unter strenger Kontrolle aufgebaut worden. Dies erlaube dem Regime eine sehr viel effizientere Kontrolle als in den meisten anderen Ländern, in denen oft findige junge Nutzer sich die gewünschten Informationen aus anderen Ländern beschaffen könnten. Die Deutsche Welle beschäftigt rund 4000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und sendet in 32 Sprachen.

Auf der zweiten Station bei RTL Deutschland in Köln gaben die Programmdirektorin von RTL+ Frauke Neeb und Patrick Ottone, verantwortlich für Produkt-Strategie und Partnerschaften bei RTL+, einen Ausblick in die Zukunft des Streamingdiensts. Als Kernelement der neuen Strategie von RTL+ wird derzeit ein gattungsübergreifendes Angebot erarbeitet, das dem Abonnenten einen einfachen Zugriff auf alle von ihm gewünschten Inhalte ermöglichen soll, seien es Videos, Podcasts, Magazine, Hörbücher und alle Sorten von Musik. Zusätzlich sollen eigene Themenwelten angeboten werden, die eine kuratierte Auswahl zu einem Schwerpunkt enthalten. Neeb hob aber auch hervor, dass RTL+ auch über ein vielfältiges Angebot verfügt, zu dem auch anspruchsvolle Eigenproduktionen wie das Projekt „Strafe“ von Ferdinand von Schirach gehören. In diesem Fall seien sechs Kapitel zur Verfilmung an namhafte Regisseure vergeben worden, die dann vollkommen freie Hand hatten. Weitere gesellschaftlich-relevante Dokumentationen sind in Planung, wie z.B. ein Stück über die Odenwaldschule. Derzeit verfügt RTL+ über mehr als 3,2 Millionen Abonnenten. Stoff für weitere Gespräche hätte es noch jede Menge gegeben, aber nach einem langen Tag wartete der Bus, der die Reisegruppe gegen 19 Uhr wieder zum FPC brachte. Die Teilnehmer der Fortbildungsreise zeigten sich am Abend sehr begeistert über die gewonnenen Einblicke der beiden Medienhäuser.

Christoph Jumpelt
Foto © DW – Deutsche Welle
Ingo Manteufel
Foto © Matthias Müller / DW

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