22 MAI 2023 | GANZTÄGIG | VRM UND ZDF, MAINZ
GASTGEBER
● Lutz Eberhard (Mitglied der Geschäftsleitung, Leitung Content – VRM)
● Dennis Rink (Stellvertretende Chefredakteur – Allgemeine Zeitung, VRM)
● Frederic Huwendiek (Redaktionsleiter ZDFheute – Digitale Nachrichten)
● Dr. Wulf Schmiese (Leiter der Redaktion “heute-journal”)
Print und TV im Umbruch
Fortbildungsreise nach Mainz zu VRM und ZDF
In zwei vollkommen unterschiedliche Welten konnten die Teilnehmer der Fortbildungsreise nach Mainz eintauchen. Am Vormittag war der FPC zu Gast bei der Verlagsgruppe Rhein Main (VRM) und informierte sich über den Wandel von Print zu Online. Am Nachmittag gab das ZDF Einblicke in das Umsetzen der Verpflichtung alle Bürger zu erreichen. Bei der VRM ließen Lutz Eberhard von der Geschäftsleitung und Chefredakteur Denis Rink keinen Zweifel daran, dass die Zukunft des Tagesezeitungsjournalismus in den elektronischen Medien liegt. Zwar finanzierten derzeit die gedruckten Ausgaben noch den Verlag, aber die stetig steigenden Kosten von Papier, Energie und Austrägern seien mittelfristig nicht bezahlbar, da die Eigentümer auch gewisse Vorstellungen über die Rendie hätten, meinte Eberhard. Rink erläuterte die Probleme, mit dem Online-Angebot Abonnenten zu generieren. Nach wie vor sei die Bereitschaft für Nachrichten im Netz zu zahlen sehr gering. Daher finde in der Redaktion ein Umdenken statt, stärker auf die Wünsche der Leser einzugehen und die Schwerpunkte auf die viel gefragten Themen Wohnen, Sicherheit, Gastro, Verkehr, Freizeit und Einzelhandel zu legen. Beim Schreiben der Artikel soll jedoch nichtmehr die die rein nachrichtliche Perspektive von Pressestellen und Agenturen dominieren, sondern die Sicht der Leser. Allerdings bedeute es oft einen erheblichen Mehraufwand, Protagonisten für eine Geschichte zu finden. Zudem müssten die Redakteure sich an andere Darstellungsformen gewöhnen. Für Online-Medien reiche eben nicht ein gut geschriebener Artikel, sondern für die Nutzung mit dem Mobile seien Bildergalerien, Zitate, kurze Filme und Umfragen ebenso wichtig. Beim ZDF brach der Leiter des heute-Journals Wulf Schmiese eine Lanze dafür, dass der Sender gemäß seinem Auftrag alle Bürger erreichen müsse. Während das ZDF bei den Altersgruppen über sechzig recht gut aufgestellt sei, gebe es jedoch erhebliche Defizite bei den Jüngeren. Diese seien vor allem über die digitalen Ausspielwege zu erreichen, weshalb der Sender rund 100 Millionen Programmgelder für das Digitale umgeschichtet habe. Besonders erfolgreich sei das ZDF auf Youtube, erläuterte Frederic Huwendiek, während Facebook wegen geringer Wachstumsraten nicht sehr attraktiv sei. Bei den Online-Aktivitäten arbeitet das ZDF auch mit Algorithmen, um den Zuschauern jeweils auf sie zugeschnittene Angebote unterbreiten zu können. Diese seien aber transparent und nachvollziehbar. Auf das Community-Management angesprochen, berichtete Schmiese, dass pro Tag bis zu 20.000 Kommentare eingingen, die alle gelesen werden. Inzwischen habe man auch gelernt, radikale und polemische Rückmeldungen weniger zu beachten und stattdessen mit konstruktiven Meinungen in einen Dialog zu treten und diese dadurch zu stärken. Als Wunsch an die Zukunft formulierte Schmiese, dass der Qualitätsjournalismus erhalten bleibt und die Quote nicht das einzige Bewertungskriterium wird. Nach einem sehr dichten Programm brachte der Bus die offensichtlich sehr zufriedenen Teilnehmer abends wohlbehalten wieder zum FPC.