Unser Mitglied Sanofi zu Gast: Wie KI die Erforschung von Medikamenten revolutioniert

DONNERSTAG | 10. OKTOBER | 19.30 UHR | FPC, ULMENSTR. 20, 60325 FRANKFURT

ZU GAST
Miriam Liebelt-Henn (Vice President Communications Sanofi DACH)
Dr. Marion Zerlin (Geschäftsführerin Forschung & Entwicklung der Sanofi-Aventis Deutschland GmbH)

MODERATION
Carsten Knop (FPC Vizepräsident)

„Die Revolution findet am Anfang statt“

Kooperatives Mitglied Sanofi zu Gast im Frankfurter PresseClub e.V.

Im Oktober begrüßte Carsten Knop (Vizepräsident des Frankfurter Presseclubs) die Geschäftsführerin Forschung & Entwicklung von Sanofi, Dr. Marion Zerlin, und Vice President Communications Sanofi DACH, Miriam Liebelt-Henn, im Palais Livingston. Im Durchschnitt dauere es dreizehn Jahre und kostet zwei Milliarden Euro, bis ein Medikament am Markt zugelassen werde. „Revolutioniert Künstliche Intelligenz die Erforschung von Medikamenten?“ eröffnete der FAZ-Herausgeber das hochinteressante Interview.

KI verändert Gestaltung der Synthesewege

Auch heute sind Chemiker Drug Hunter, so Zerlin, aber anders. Heute helfe die KI neue Wirkstoffe in einem virtuellen chemischen Raum mittels KI-getriebener Verfahren zu erschaffen und die Laborprozesse zu verkürzen. Das sei sehr faszinierend, so die Geschäftsführerin Forschung & Entwicklung von Sanofi. „Wir werden dadurch nicht nur schneller und treffsicherer, sondern entdecken in einem atemberaubenden Tempo permanent neue Wirkstoffe.“ Neunzig Prozent der neuen Arzneimittelkandidaten, die die Pharmaindustrie entwickelt, führen während der klinischen Entwicklung nicht zum Erfolg. Deshalb setzt Sanofi auf virtuelle Methoden und innovative Technologieplattformen, um auf jeder Stufe der Arzneimittelentwicklung die maximale Wertschöpfung zu generieren. „Indem wir Herstellungsprozesse so vordenken, dass wir nur noch sehr wenig Experimente benötigen, sparen wir sehr viel Zeit “, sagte Zerlin. Auch komplexe Entscheidungsprozesse könne Künstliche Intelligenz unterstützen. Diese erfasse multifaktoriell mehr Faktoren als das menschliche Gehirn. Darin sieht Zerlin eine enorme Unterstützung für Entscheidungstragende, „weil wir nicht nur zehn Faktoren, sondern hundert Faktoren in einer sich ständig ändernden Umgebung miteinarbeiten müssen, um zu einer Entscheidung zu kommen.“

Carsten Knop, Dr. Marion Zerlin, Miriam Liebelt-Henn (v.l.n.r.) Foto © Petra Tursky-Hartmann

KI verändert Berufsbilder in Naturwissenschaften

Künstliche Intelligenz wird nicht nur die Berufsbilder in den Naturwissenschaften stark verändern. Gesucht sind zum Beispiel für alle Bereiche Data Scientists, die hochkomplexen Daten aufbereiten, analysieren und interpretieren können. Um dem zu begegnen, schaffe Sanofi u. a. Lernplattformen für die Mitarbeitenden, damit diese sich in ihren berufsspezifischen Rollen weiterentwickeln können, betonte Liebelt-Henn.

Innovationskraft durch neue Partnerschaften und strategische Kooperationen

Sanofi habe Unternehmen gekauft und strategische Forschungskooperationen gegründet, warum komme der Konzern nicht ohne externe Partner aus?“ interessierte den Vizepräsidenten des Frankfurter Presseclubs. Der Pharmakonzern habe eine außerordentliche Kompetenz, Medikamente in die Klinik bzw. zur Zulassung zu bringen, erklärte Zerlin. Was jedoch die Innovationskraft im frühen Forschungsbereich betreffe, schaue man permanent nach neuen Ideen und Ansätzen, wie z. B. bei Exscientia. Denn das Ziel von Sanofi sei, Arzneimittel zu generieren, die die ersten oder besten in ihrer jeweiligen Klasse seien, erklärte Liebelt-Henn.

Foto © Petra Tursky-Hartmann

Virtuelle Patienten und Datenschutz

Der größte Einfluss habe Künstliche Intelligenz heute in den frühen Phasen der Medikamentenentwicklung, wo Plattformen, Wissen und Datenzugänglichkeit den Prozess entscheiden. Da die einzelnen Entwicklungsphasen einer immunologischen Studie sehr aufwendig, langjährig und daher kostspielig sind und der Wirkstoff auch international getestet werden muss, generiert Sanofi in der Frühphase eines Projekts virtuelle Patienten aus Daten eigener bzw. öffentlich verfügbaren Studien sowie internationalen Datenpools mittels KI. „Die Revolution findet am Anfang statt“, erläuterte Zerlin . Gleichzeitig bedauerte sie, dass die pharmazeutische Industrie in Deutschland keinen Zugang zu anonymisierten und verschlüsselten Patientendaten habe, hier schränke der Datenschutz die Pharmaforschung ein.

Schutz von Patenten und proprietärem Wissen

Um den Schutz geistigen Eigentums zu gewährleisten, dürfen offene Systeme nicht für unternehmensrelevante Informationen genutzt werden. Daher arbeitet das Unternehmen in einer eigenen, komplett abgeschlossenen Cloud. „In einer Branche, die so sehr auf Patente angewiesen ist, geht es nicht anders“, betonte Miriam Liebelt-Henn. Außerdem sei man „mit einem Ethik-Handbuch unterwegs und halte sich auch an unternehmensinterne KI-Richtlinien“.

Ersetzt KI die Kommunikation?

In einem internen KI-Tribe beschäftigt sich das Team der Vice President Communications mit der Frage, welchen Einfluss die Künstliche Intelligenz auch auf die Kommunikation hat. Liebelt-Henn ist überzeugt, dass sich die Rolle der Kommunikatoren verändern werde, aber es brauche eine Schreibkompetenz, um KI-geschriebene Texte u. a. durch einen Faktencheck zu überprüfen. KI-erstellten Texten fehle oftmals der Esprit, bestätigte Knop.

Aufzeichnung der Veranstaltung auf unserem YouTube-Kanal

Miriam Liebelt-Henn
Foto © Thomas Lohnes für Sanofi
Dr. Marion Zerlin
Bildnachweis “Sanofi”

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