Community Management – eine journalistische Aufgabe: Veränderte Anforderungen an Berichterstattende

09 FEBRUAR | 19.30 UHR | IN PRÄSENZ IM FRANKFURTER PRESSECLUB, ULMENSTR. 20, 60325 FRANKFURT

ZU GAST
Tom Klein (Koordinator Community Management im Hessischen Rundfunk)

MODERATION
Nina Mülhens (FPC-Vorstandsmitglied)

Der Dialog mit den Nutzern birgt große Chancen

Community-Management als eine unterschätzte Aufgabe

Eigentlich müsste heute ein Journalist zwei Jobs parallel abdecken: zum einen als Berichterstatter und zum anderen als Community-Manager. In der Realität werde aber das Community-Management sehr oft an Praktikanten delegiert, da die Bedeutung dieser Tätigkeit weit unterschätzt werde. Tom Klein, der im Hessischen Rundfunk verantwortlich für das Community-Management ist, sah es auf dem Clubabend des FPC im Gespräch mit Moderatorin Nina Mülhens als eine wichtige Aufgabe an, die Redakteurinnen und Redakteure vor den Folgen von Hasstiraden im Netz zu schützen. Es müsste ein Umfeld geschaffen werden, in dem sich Aggressionen und Drohungen nicht ausbreiten könnten. Darüber hinaus aber biete ein differenzierter Umgang mit Kommentaren – auch mit kritischen – viele Chancen. In den Meinungspalten könnten für den Berichterstatter neue Perspektiven, bisher nicht beachtete Aspekte und vor allem auch ein Einblick in die Interessen der Nutzer auftauchen. Die Auseinandersetzung mit einer Community sei eine komplizierte Beziehungsarbeit. Denn die Algorithmen förderten die Polarisierung von Meinungen, da dies mehr Aufmerksamkeit und daher mehr Datenverkehr bringe. Der Sender aber strebe zwar auch eine hohe Reichweite bei den Social Media an, wolle aber eben nicht polarisieren, sondern eher der Gesellschaft einen Dienst erweisen durch Brückenbauen. Laut Tom Klein sind im hr rund hundert Beschäftigte mit dem Thema Community-Management befasst, davon ein großer Teil allerdings als Freie oder auch Teilzeitbeschäftigte. Als ein Beispiel, bei dem sehr unterschiedliche Sichtweisen zu Worte gekommen sind, führte Klein seinen Block während der gewaltsamen Blockupy-Demonstrationen an. Darin habe er natürlich an erster Stelle die Berichte der eigenen Kolleginnen und Kollegen aufgenommen, aber es seien auch die Demonstranten und auch wegen der Verkehrsblockaden verärgerte Bürger zu Worte gekommen. Das habe ihm von allen Seiten Lob und Tadel eingebracht und der Rundfunkrat wollte wissen, was dies noch mit Journalismus zu tun habe. Ein wichtiger Aspekt bei der Moderation von Diskussionsforen im Netz ist nach den Worten von Klein zu verstehen, was eigentlich hinter überbordenden und aggressiven Meinungsäußerungen stehe, was diese Leute eigentlich sagen wollten. Zur Bearbeitung dieser Fragestellung unterstützt auch eine Psychologin das Team. Eine Schwierigkeit sah Klein in der Differenzierung der Nutzerinnen und Nutzer. Denn eingefleischte Querdenker könne man nicht überzeugen, das sei vergeudete Arbeitskraft. Demgegenüber sei es aber wichtig, diejenigen zu finden, die vielleicht ein ähnliches Gedankengut hätten, aber Argumenten noch zugänglich seien. Wer sich in den sozialen Medien bewege, müsse auch verstehen, wie die Kommunikation in der jeweiligen Community funktioniere. Als ein Negativbeispiel führte er das Video von Rezo über die CDU an, auf das die CDU mit einer fünfseitigen PDF-Datei reagiert habe und damit wenig Erfolg hatte. Der sehr anregende Abend hat ein Thema behandelt, das an Bedeutung sicherlich noch gewinnen und das der FPC auch weiterhin behandeln wird.

Aufzeichnung der Veranstaltung auf unserem YouTube-Kanal

Tom Klein
Foto © Ben Knabe
Nina Mülhens
Foto © Barbara Walzer

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