Ein Jahr Krieg Russlands in der Ukraine – Wie könnte ein Ende aussehen?

07 MÄRZ | 19.30 UHR | FRANKFURTER PRESSECLUB, ULMENSTR. 20, 60325 FRANKFURT

ZU GAST
Dr. Jonas J. Driedger (Hessische Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung)
Othmara Glas (Frankfurter Allgemeine Zeitung)

MODERATION
Carsten Knop (Vizepräsident des FPC)

Kein Plan aber denkbare Szenarien

Clubabend über ein Ende des Krieges gegen die Ukraine / Ausstellungseröffnung

Auch er habe keinen kurzen, schönen Plan für einen Frieden in der Ukraine, bekannte Jonas Driedger von der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung auf dem Clubabend des FPC. Gleichwohl legte er verschiedene denkbare Szenarien für ein Ende des Krieges dar. Skeptisch zeigte er sich gegenüber der Möglichkeit nach einem militärischen Sieg einer der Parteien. Das russische Regime sei sehr auf einen Sieg oder „Gesichtswahrung“ angewiesen und verfüge noch über viel Material und viele Menschen, die es noch in den Krieg werfen könne. So sei bis jetzt noch keine Totalmobilmachung ausgerufen worden. Auf der anderen Seite sei der Kampfwille des ukrainischen Volkes ungebrochen und der Westen werde die Ukraine auch weiterhin unterstützen. Gravierende innenpolitische Veränderungen in Russland hielt Driedger für möglich. So etwas könne sehr schnell geschehen, allerdings gab er zu bedenken, die innere Dynamik des Regimes sei von außen schwer zu beurteilen. Als dritte und wahrscheinlichste Möglichkeit führte er den Erschöpfungsfrieden an, wenn beide Seiten ihre militärischen Ziele nicht erreichen könnten und sie innenpolitisch durch Wirtschaftsschäden und die hohen Zahlen von Gefallenen und Verletzten in Bedrängnis gerieten. Das könnte den Weg ebnen für eine militarisierte aber friedliche Grenze, für die Transformation vom heißen in den kalten Krieg. Moderator Carsten Knop wollte wissen, ob denn ein Durchbruch der ukrainischen Armee im Frühjahr undenkbar sei. Ausschließen wollte das Driedger nicht, verwies aber auf das Eskalationspotential Russlands. Auf die Lage in den Nachbarstaaten angesprochen beschrieb FAZ-Redakteurin Othmara Glas das hohe Bewusstsein über die Bedrohung durch Russland. So gebe Estland ein Prozent seines Brutto-Inland-Produkts für die Unterstützung der Ukraine aus und wollte auch schon vor der Invasion Kriegsmaterial liefern. Die schmerzhafte Erfahrung mit vierzig Jahren Sowjetunion und den Deportationen nach Sibirien seien in den baltischen Staaten noch immer sehr präsent. Auf die Frage nach den künftigen Grenzen gab Othmara Glas zu bedenken, es sei nicht klar, wie willkommen die Ukrainer in den besetzten Gebieten seien. Die jahrelange russische Propaganda und das Ansiedeln von Russen dort habe möglicherweise inzwischen auch Wirkung gezeigt. Völkerrechtlich sei die Sache eindeutig, aber unklar sei, ob sich die Ukraine mit der Rückeroberung dieser Gebiete einen Gefallen tue. Auf der anderen Seite habe eine Umfrage vor dem Einmarsch in die Krim ein eindeutiges Votum für die Ukraine ergeben.
Vor dem Diskussionsabend wurde die Fotoausstellung „Never Again“ über den Aggressionskrieg Russlands gegen die Ukraine eröffnet. Die Bilder zeigen Aufnahmen aus dem Geschehen des vergangenen Jahres und ähnliche Szenen aus dem Zweiten Weltkrieg. Mit dieser Ausstellung möchte der FPC ein Zeichen gegen das Gewöhnen an und das Vergessen von den Verbrechen setzen.

Aufzeichnung der Veranstaltung auf unserem YouTube-Kanal

Dr. Jonas J. Driedger
Othmara Glas
Carsten Knop
Foto © Barbara Walzer

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