Entscheiden Social Media die Bundestagswahlen?

22. September 2021 | 20 Uhr | ONLINE BEI ZOOM UND als Livestream auf YouTube und Facebook

Zu Gast
Tess Kadiri (Freie Journalistin, Autorin, Moderatorin und Werkstudentin bei turi2)
Niko Kappe (Lehrer, Journalist & TikTok Creator)
Helge Ruff (CEO @ OneTwoSocial, Social Media Specialist, Founder, Speaker, Guest Author & Expert)
Amelie Marie Weber (Head of Social Media, Funke Mediengruppe, Zentralredaktion)

Moderation
Nina Mülhens (FPC Vorstandsmitglied)

Auch auf TikTok lässt sich Politik vermitteln

Online-Clubabend über die politische Rolle der Social Media

Bei der Nutzung der Social Media durch die Politik kann es nicht nur darum gehen, ein möglichst hohes Maß an Interaktion und damit hohe Klickzahlen zu erreichen, meinte Helge Ruff, Geschäftsführer der Agentur 1-2-social . während des Online-Clubabends zur Bedeutung der Social Media für die Bundestagswahlen. Er erläuterte die Unterschiede im Umgang mit diesen Medien für Wirtschaft und Politik. Während für Unternehmen in der Regel eine hohe Interaktionsrate positiv sei, könne dies bei der Politik gegenläufig sein. So habe das Lachen von Armin Lachet während der Flutkatastrophe im Ahrtal vor allem heftige Gegenreaktionen ausgelöst. Zwar bewege sich die AfD als einzige Partei auf den Social Media recht erfolgreich, bewerkstellige dies aber im Wesentlichen mit Provokation und nicht mit Inhalten. Amelie Marie Weber, leitende Social-Media-Redakteurin bei der Funke Mediengruppe, ergänzte, durch das Polarisieren erzeuge die AfD Emotionen, die leichter geteilt würden als differenzierte Kommentare. Sie berichtete von der Initiative „Lernen mit TikTok“, die versuche, politische Inhalte an junge Menschen zu transportieren. Wegen der gebotenen journalistischen Neutralität habe es zunächst en halbes Jahr gedauert, um 10.000 Follower zu bekommen, was eine eher bescheidene Größe ist. Allerdings habe sie auch die Kanzler-Kandidaten interviewt und zwar zum Teil auch mit weniger politischen Fragen, die aber die Jugendlichen auch interessierten, wie z.B. nach dem letzten Bild auf dem Smartphon und ähnliches. Für dieses Format, das natürlich auch politische Inhalte geboten habe, hätten sich jeweils über eine Millionen Zuschauer interessiert. Moderatorin der gemeinsam mit der Evangelischen Akademie organisierten Veranstaltung Nina Mülhens warf die Frage auf, ob die Parteien durch ihre geringe Aufmerksamkeit für die Social Media nicht auch eine Chance verpassten. Helge Ruff bestätigte dies und meinte, in den Parteizentralen werde nicht Social-Media-First gedacht, sondern diese dienten vor allem als Resterampe. Niko Kappe, Lehrer und TikTok Creator, spitzte das noch einmal zu. Wenn die Social Media für die Parteien eine Müllkippe seien dann sei TikTok für sie die Müllkippe der Müllkippen. TikTok funktioniere aber nicht als Resteverwertung sondern nur, wenn man auch sehr gezielt dafür produziere. Tess Kadiri, Werkstudentin bei turi2, gab den Parteien für ihre Auftritte ebenfalls ein schlechtes Zeugnis. Allerdings sei es auch schwierig, mit seriösen Inhalten gegen Tanz-Videos anzukommen. Die Algorithmen würden eben politische Inhalte nicht von sich aus bevorzugen. Von der Funke Mediengruppe berichtete Amilie Weber, dass man dort Instagram nicht so im Fokus habe, da dies auf Beziehungen aufbaue und nur ein langsames Wachstum ermögliche, ganz im Gegensatz zu den sich schnell verbreitenden TikTok-Videos. Niko Kappe empfahl, auf TikTok politische Inhalte so darzubieten, dass die Konsumenten es kaum merkten. Allerdings sei das bei einer empfohlenen Länge des Clips von 15 Sekunden ziemlich schwierig. In der Diskussion kam noch der Wunsch auf, die Influencer sollten sich mehr politisch engagieren. Dem wurden jedoch die Bedenken entgegengehalten, dass sie dies dann auch kennzeichnen und vor allem sich ihrer Verantwortung bewusst sein müssten. Bevor sich das Podium zusammen mit den Zuhörern zu einem Absacker in Clubhouse verabschiedete, appellierte Amelie Weber noch an die Nutzer, nur die Plattform zu bespielen, die zu ihnen passten und das dann richtig und nicht halbgar zu machen.

Tess Kadiri
Niko Kappe
Helge Ruff
Amelie Marie Weber
Nina Mülhens

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